Schicht- oder geteilter Dienst? Kurze oder längere Pausen?

Der aktuelle Beitrag wirft die Frage auf, warum Schichtdienst nicht für jeden das beste ist und auch kurze Pausen (mit früherem Feierabend) nicht zwingend nur positiven Einfluss auf die Lebensqualität haben müssen. Und doch, was ist die ideale Lösung?

Schicht- oder geteilter Dienst? Kurze oder längere Pausen?

1. Ausgangslage

In meinen knapp 2 Jahren Tätigkeit als selbstständiger Berater bin ich oft angefragt worden, ob ich Betriebe unterstützen könnte, die geteilten Dienste abzuschaffen und auch, Dienste so zu verändern, dass Mitarbeitende flexibler Feierabend hätten. Natürlich habe auch ich in den letzten Jahren meiner Geschäftsleitertätigkeit gespürt, dass der Druck auf die Betriebe grösser wird, ihre Dienste den Ansprüchen und Bedürfnissen der (vor allem neu zu rekrutierenden) Mitarbeitenden anzupassen. Dabei ging es mehrheitlich um die geteilten Dienst, deren Sinnhaftigkeit zwar von niemandem in Frage gestellt wurde, aber die Bereitschaft sie zu übernehmen immer kleiner wird. Bei den Pausen stellte ich ein ähnliche Entwicklung fest. Am liebsten nur 30 Minuten Mittagspause und die Nachmittagspause gar nicht erst beziehen, dafür früher nach Hause gehen.

2. Tiefen-Analyse

24 Jahre eigene Erfahrungen im Gastgewerbe mit meist geteilten Arbeitsdiensten, kamen bei dieser Tiefen-Analyse ebenso zur Anwendung, wie aktuelle Befragungen bei Mitarbeitenden, öffentlich Studien und Erfahrungen von Geschäftsleitungskolleg:innen. Vordergründig sagen alle Quellen dasselbe; lieber Schicht als Geteilt, lieber kürzere Pausen als längere. Was all die Studien jedoch nicht aussagen ist, dass ich in 24 Jahren mit geteilten Diensten und teilweise sehr viel längeren Arbeitstagen, niemals so müde war wie mit Diensten am Stück. Befragte gaben bei individuellen Befragungen erstaunlicherweise vielfach die gleichen Rückmeldung, blieben aber der Meinung, dass sie lieber in Schicht arbeiten würden und nicht mehr geteilt. Bei den Pausen gab es beide Haltungen, doch auch hier sind kürzere Pausen, bei früherem Feierabend populär.

3. Erkenntnis der (Tiefen-)Analyse

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass, wie fast immer, nicht alle Menschen die gleichen Präferenzen und Vorlieben haben. Das bedeutet nichts anderes, als dass es in jedem Unternehmen, egal welche Branche, Menschen gibt, die lieber am Stück arbeiten, kurze Pausen haben und früher nach Hause wollen, und dann gibt es solche, die es schätzen am Mittag kurz nach Hause gehen (hängt mit dem Arbeitsweg ab) und sich "richtig" entspannen zu können. Ausschlaggebend sind oft auch Kinder oder Haustiere, deren Obhut für einen geteilten Dienst sprechen. Bei den Pausen gibt es Mitarbeitende, die tiefergehende Gespräche führen und dann gibt es diejenigen, die trinken ihren Kaffe, checken kurz ihre Mails oder WhatsApp Nachrichten und sind bereits kurz darauf wieder voll Elan bereit, weiterzuarbeiten. 

4. Keine starren Lösungen

Wer Mitarbeitenden geteilte Dienste aufzwingt, obwohl sie oder er lieber Schicht arbeiten möchten, macht diese ebenso unglücklich, wie diejenigen, die gerne ihre Kinder oder Haustiere sehen würden, sich evtl. kurz hinlegen möchten etc. mit einem Schichtdienst. Dies bedeutet, dass Betriebe, wann immer möglich, auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse (die übrigens auch Tag weise anders sein können - z.B. weil man am Abend in einem Verein eingespannt ist usw.) der Menschen eingehen sollten. Wichtigste Massnahme: Man MUSS Mitarbeitende fragen, welche Vorlieben sie haben! Auch bei den Pausen, fragen Sie persönlich nach, ob sie gerne kürzere oder längere Pausen hätten. Es spielt doch keine Rolle, ob jemand am 16.00 Uhr geht und der andere erst um 16.15/16.30 Uhr. Dann sitzen eben die einen noch 15 Minuten länger in der Pause und die anderen kehren zurück und können dafür früher gehen. Dies gilt übrigens auch für den Start am Morgen. Warum müssen alle immer gleichzeitig anfangen? Wegen des Rapports kommt immer gleich die Antwort, doch diesen kann man auch später durchführen. Von Mustern sollten sich Betriebe lösen.

5. Umsetzung Dienstanpassung

Wer in den kommenden Monaten eine Dienstzeitenänderung geplant hat, sollte unbedingt eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen, die aus allen möglichen Teilnehmenden zusammengesetzt ist. Eine Fachperson erlebt den Tag anders (und kann ihn evtl. auch flexibler gestalten) als Assistenzmitarbeitende oder Lernende. Ebenso ist der Montag nicht derselbe Tag, wie der Mittwoch, das Wochenende nicht wie Werktage und und und. Aus all diesen Gründen kann es sein, dass man anfangs das Gefühl hat, es lassen sich nicht alle Bedürfnisse unter einen Hut bingen. Da stellt sich die Frage, müssen Dienste das überhaupt, könnten wir nicht einfach von Arbeitszeit sprechen und geben Mitarbeitenden vielleicht sogar täglich grösstmögliche Wirkungsmöglichkeiten? 

Ich bin sicher, dass Arbeitsdienste, je flexibler, desto wirkungsvoller sind. Und doch sind da natürlich auch die Anforderungen des Betriebs. Doch wenn die Betriebskultur gefestigt ist, dann sprechen die Mitarbeitenden miteinander und eine alternative Lösung (zum Einsatzplan) kann auch noch um 06.58 Uhr gefunden werden, wenn es um 07.00 Uhr losgeht.

Und manchmal darf man durchaus auch mal etwas "erzwingen". Als Beispiel, in einem früheren Betrieb waren nur 45 Minütige Mittagspausen erlaubt. Anfangs wurde dies negativ aufgenommen, doch die Auswertung 6 Monate später zeigte, dass fast niemand mehr zurück zu den kürzeren Pausen wollte. Sie hatten den Wert der längeren Pausen entdeckt.

6. Auswirkungen

Wer so arbeiten kann, wie es ihm (meistens) am idealsten in seinen Alltag passt, hat die höchste Motivation und auch die grösste Leistungsfähigkeit. Wer hingegen in ein Schema gepresst wird, der wird unglücklich, was 1 : 1 einhergeht mit seiner Arbeitsleistung. Und doch, seien Sie im Sinne der Fürsorgepflicht auch manchmal strenger zu den Mitarbeitenden, als sie es für sich selbst wären. Heisst, schauen Sie, dass sie Pausen beziehen und sich wirklich erholen. Denn, was man sich selbst zumutet und was sein Körper benötigt, ist nicht immer dasselbe. 

Möchten Sie neue Dienste in ihrem Betrieb prüfen oder umsetzen? Möchten Sie wissen, was ihre Mitarbeitenden effektiv benötigen (was im übrigen, jedes Jahr und mit jedem neuen Mitarbeitenden anders sein kann), dann melden Sie sich und sehr gerne begleite ich Sie im Unterfangen, Mitarbeitenden eine motivierende Perspektive zu geben und den Elan und das Engagement hochzuhalten - info@dominic.bucher.ch