Falsche Berufswahl durch falsche Erwartungen!

Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für eine Berufswahl als Koch oder Köchin. Wenn von diesen über ein Drittel die Lehre aufgibt und von den restlichen wiederum nach der Ausbildung nur die Hälfte auf dem gewählten Beruf bleibt, dann fragt man sich, warum das so ist? Die Antwort: nicht erfüllte Erwartungen durch falsche Darstellung des Berufsbildes!

1. Aktuelle Situation

Innerhalb der letzten 10 Jahre hat sich die Anzahl Lehrverhältnisse "Koch/Köchin" in der Gastronomie teilweise dramatisch reduziert. Diese Tatsache ist an sich schon schlimm genug, doch mind. ein Drittel der Lehrverhältnisse werden danach noch während der Ausbildungszeit aufgelöst und von denen, die die Ausbildung beenden, arbeiten fast die Hälfte gar nie auf dem erlernten Beruf. 

2. Gründe für diese Entwicklung

Wie übrigens auch in anderen Berufen sind es die Erwartungen, die oftmals nicht mit den Vorstellungen der Jugendlichen übereinstimmen. Gerade in der heutigen Konsumgesellschaft sind Versprechungen der Marketingabteilungen weit verbreitet und die Realität hat häufig mit dem präsentierten Bild in TV und Social Media wenig gemeinsam. Im konkreten Fall, bei den Köchinnen und Köchen geben mehr als 25 % der Lernenden geben an, dass sie dachten, der Beruf sei anders, als sie ihn beim Schnuppern erlebt haben oder wie er in Koch-Shows oder auf Social Media beschrieben würde.

3. Wo unterscheiden sich die Erwartungen?

Es gibt viele Gründe, warum Erwartungen und Realität nicht übereinstimmen können. Beim Kochberuf sind es hauptsächlich die Arbeitszeiten und das Berufsbild. Bei den Arbeitszeiten ist es so, dass Jugendliche oftmals nicht abschätzen können, was z.B. die unregelmässigen Arbeitszeiten für eine Auswirkung auf ihr Privatleben haben. Dies wird noch gefördert, wenn Betriebe die Schnuppernden nicht mit den späteren Tatsachen konfrontieren und sie während der Einblickstage ohne Zimmerstunde arbeiten lassen, diese aber eigentlich Standard wären. Das grösste Missverständnis besteht aber im Berufsbild selbst. Wenn die Mälzers, Hensslers oder Olivers dieser Koch-TV-Welt in kürzester Zeit locker flockig, super kreativ Gerichte "zaubern", so sieht der Küchenalltag weit weniger glamourös und spannend aus. Immer gleiche, repetitive Arbeiten (vor allem exakte Rezeptumsetzungen), stundenlanges Pflegen der Gerichte, dazu arbeitet man oft auf einem "Posten", das heisst, man macht Tage, manchmal sogar wochenlang z.B. nur Beilagen. Das ist (mindestens zu Beginn) weder locker noch kreativ. Im Gegenteil, es ist strenge körperliche und geistige Arbeit und der Kreativ-Anteil liegt bei nahe Null. Übrigens auch nicht in einem Gourmet-Restaurant - im Gegenteil, dort ist exaktes, immer gleiches Arbeiten meist von noch grösserer Bedeutung.

4. Muss das Berufsbild geändert werden?

Einerseits Ja, weil es nicht den Tatsachen entspricht, dass man im Kochberuf täglich Show und Glamour erlebt. Dass man bereits nach einigen Monaten eigene Rezepte kreieren kann oder ganze Gerichte und Menüs definiert. Auf der anderen Seite Nein, weil der Beruf mit etwas Ausdauer und Geduld in Sachen Abwechslung und Kreativität eben doch viele Berufe überflügelt und man unglaubliche vielfältige Möglichkeiten hat, Lebensmittel zuzubereiten. Dass man dazu noch auf der ganzen Welt herumreisen und sein Handwerk anwenden kann, kommt als grosses Plus obendrauf.

Doch wem nicht bewusst ist, dass für die kreativen Momente des Berufslebens, viel Schweiss und Arbeit in die Grundlagen gesteckt werden muss, der wird, gerade zu Anfang einer Ausbildung, oft enttäuscht und beendet den eingeschlagenen Werdegang allzu früh.

5. Fazit und Erkenntnis

Eine ehrliche Darstellung von Tätigkeiten und Rahmenbedingungen wird anfänglich einige davon abhalten, diesen wunderbaren, ja einzigartigen Beruf zu erlernen. Wenn von denen, die sich der Realitäten bewusst sind, aber nicht mehr ein Drittel während der Lehrzeit und 50 % nach der Ausbildung den Beruf an den Nagel hängen, dann bleiben schlussendlich mehr junge Köchinnen und Köche übrig, die dieses Handwerk ausüben, verstehen und leben. Damit ist allen gedient, denn die aktuelle Situation verursacht Stress und Frust allenthalben und auf allen Stufen - nicht nur bei den Jugendlichen.

Übrigens, was hier beschrieben wird, gilt nicht nur für den Beruf Koch/Köchin. In vielen anderen Berufen ist die Problematik dieselbe. Erwartungen und Realität stimmen nicht überein. Dies führt zu Ausbildungsabbrüchen, verbunden mit viel Ärger, Frust und Aufwand. 

Bilden Sie Lernende aus und möchten versuchen mehr Jugendliche für die Berufe zu begeistern und weniger Ausbildungsabbrüche miterleben zu müssen? Dann melden Sie sich. Sehr gerne können wir gemeinsam schauen, wie die Berufe in ihrem Betrieb nachhaltig von jungen Menschen erfasst und erlebt werden könnten: info@dominic-bucher.ch