1. Ausgangslage
Immer wenn ich mit Teilnehmenden an Schulungen oder im Unterricht die Übung "Do the right thing - Tue das Richtige" ausarbeite, landet die Betriebskultur in beinahe allen Fällen, auf Platz 1 (von 7). Dies hat sicherlich einen Zusammenhang mit der Branche in der ich unterwegs bin (Soziales und Gesundheit). Doch auch in vielen anderen Branchen wird die Unternehmenskultur regelmässig auf den ersten Platz gesetzt.
Damit wäre auch die Aussage von Peter Drucker bestätigt und alle könnten zufrieden zurück an die Arbeit gehen. Doch ich behaupte und bin fest davon überzeugt, dass die Kultur bei strategischen Überlegungen nicht auf Platz Eins gehört, auch nicht auf Platz Zwei oder Drei. Doch wo dann und vor allem - weshalb?
2. Die 7 wichtigsten Punkte aus betrieblich, strategischer Sicht
Zuerst einmal, welches sind die anderen 6 Punkte, die die Übungsteilnehmenden in eine Prioritätenliste einsetzen können. Es sind dies: Effektivität, Effizienz, Nachhaltigkeit, Produktivität, Rentabilität und Zeitpunkt.
Musterlösung
1. Effektivität (die richtigen Dinge tun)
2. Effizienz (die Dinge richtig tun)
3. Zeitpunkt (den richtigen Zeitpunkt wählen)
4. Nachhaltigkeit (es für später tun)
5. Betriebs- bzw. Unternehmenskultur
6. Produktivität
7. Rentabilität
3. Am wichtigsten: Effektivität und Effizienz
Das Richtige, richtig tun! Das tönt so einfach, ist aber unglaublich komplex. Bekannte Firmen geben Millionen von Franken aus, nur um herauszufinden, ob ihr Produkt "das Richtige" ist. Die Migros benötigte genau 100 Jahre, um sich strategisch nun wieder so zu positionieren, wie zu Beginn ihrer Geschichte. Heisst, alles was nicht zum Kerngeschäft (Detailhandel) gehört, wird abgestossen. Dies zeigt, dass man auf der Suche nach dem "Richtigen" sich rasch einmal auch verlieren oder verzetteln kann.
Es richtig zu tun heisst nicht unbedingt, Produktivität fördernde Effizienz. Nein, es richtig zu tun bedeutet, nichts Unnötiges zu viel, aber auch nichts Nötiges vergessen. Machen 3 Räder Sinn, oder braucht es 4? Ist Rot die richtige Farbe, oder kann es auch Blau sein? Wer seine Leistung richtig umsetzen will, der muss wissen für wen er sie anbietet und was es benötigt, dass die Leistung so beim Empfänger ankommt, wie dieser sie benötigt und wie sie ausgedacht wurde.
4. Weitere strategisch wichtige Überlegunen: Zeitpunkt und Nachhaltigkeit
Wie wichtig der (richtige) Zeitpunkt ist, realisiert man häufig erst im Nachhinein. Bei einer Firmengründung kann die Priorität des Zeitpunkts gut nachvollgezogen werden. Doch auch bei Produkten oder Leistungen, ist der Zeitpunkt von immenser Bedeutung. Und wer in seinem Leistungsportfolio die Kommunikation integriert, weiss nur allzu gut, welchen Stellenwert der richtige Zeitpunkt hat.
Bei der Nachhaltigkeit denken viele zuerst an die ökologische Nachhaltigkeit. In der Tat kommt dieser heute eine grosse Bedeutung zu. Doch die Nachhaltigkeit beinhaltet auch, dass die Firma über- und weiterlebt. Genauso wie das Klima die Erde schützt, so schützen nachhaltige Entscheidungen das Unternehmen und dessen Zukunft. Kurzfristige Erfolge sollten nie zu Lasten der nachhaltigen Unternehmensentwicklung angestrebt werden. Richtige Investitionen in Menschen und Infrastruktur helfen dem Betrieb dauerhaft zu prosperieren. Dies sichert langfristig Arbeitsplätze und den Kunden, Patienten, Bewohnenden, Klienten etc. die Gewähr auf Leistungserbringung.
5. Erst auf Platz 5: Betriebs- bzw. Unternehmenskultur
Nun also kommen wir zum Titel gebenden Thema und zur Frage, warum platziere ich, die gemäss Peter Drucker so wichtige Betriebskultur, nur auf Platz 5?! Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht der Strich zwischen Platz 4 und Platz 5 aufgefallen? Dieser Strich markiert in meiner Denk-Übung, den Übergang von der strategischen zur operativen Ebene. Sprich, ab Position 5 geht es an die Umsetzung der strategschen Unternehmensgedanken und Entscheidungen.
Und sobald es um die Umsetzung geht, bin auch ich der festen Überzeugung, dass die Betriebskultur mit grossem Abstand das Wichtigste ist, was es in einem Unternehmen zu beachten gilt. Mit ihr und in ihr sind alle wichtigen Antworten festgelegt; sei es die Identifikation, die Loyalität, der Umgang mit anderen, die Werte des Unternehmens und und und.
Deshalb, um die Frage im Titel zu beantworten: was ist wichtiger, die Strategie oder die Untnehmenskutur, gibt es für mich folgende Antwort:
"Sind die strategisch Überlegungen getan, ist die Betriebskultur das höchste Gut und die wichtigste Priorität, die zu pflegen und zu fördern es täglich gilt.
6. Erst ganz am Ende: Produktivität und Rentabilität
Wer auf eine gesunde Betriebskultur zählen kann, der wird auch die Produktivität verbessern können, ohne die Menschen zu "verheizen" oder Werte zu verletzen. Produktivät optimieren wird häufig sogar von den eigenen Mitarbeitenden vorangetrieben und ist ein Schlüsselfaktor, ob das Unternehmen rentabel ist.
Und das Allerbeste zum Schluss! Wer alle genannten Punkte in der richtigen Reihenfolge umsetzt und regelmässig prüft, dabei die Menschen und seine Werte nicht vergisst, der wird schlussendlich immer auch finanziell erfolgreich sein. Es ist sozusagen ein logisches "Abfallprodukt" aus seinen richtigen Handlungen.
7. Fazit und Überprüfung im eigenen Betrieb
Die Praxis zeigt folgende beiden Dinge. Denkt man nicht zuerst an die ersten 4 Positionen (Effektivität, Effizienz, Zeitpunkt, Nachhaltigkeit), dann wird einem die beste Unternehmenskultur nichts nützen, damit der Erfolg sich einstellt. Im Umkehrschluss nützen einem aber auch die beste Strategie und der perfekte Zeitpunkt nichts, wenn man keine funktionierende Betriebskultur pflegt. Deshalb liegt die Wahrheit darin, strategisch richtig zu denken und danach operativ richtig zu führen. Und noch etwas, strategische Gedanken muss man sich nur alle paar Wochen, Monate, Jahre machen. Die Betriebskultur zu entwickeln und am Leben zu erhalten hingegen, ist tägliche Arbeit!
Als Fazit bleibt, dass man seinen Mitarbeitenden, vor allem den Kadern, die Gedankenweise "Tue das Richtige" unbedingt zeigt und prüft, wie sie darüber denken. Sollten sie die strategischen Überlegungen ausser acht lassen, kann es ebenso gefährlich werden, wie wenn sie die Betriebskultur nicht umsetzen und pflegen.
Glauben Sie, Ihre Teams denken und handeln in beiden Facetten? Möchten Sie es herausfinden und spielerisch einführen? Dann melden Sie sich bei mir. Sehr gerne unterstütze ich Sie dabei, Mitarbeitenden (auch) den strategischen Horizont zu erweitern, ohne die Wichtigkeit der Unternehmenskultur zu reduzieren. Eine Kontaktaufnahme würde mich freuen: info@dominic-bucher.ch